„Für ein Wirtschaftswunder 2.0 – Wie Startups und Scaleups den deutschen Arbeitsmarkt beflügeln“

„Je mehr Gründungsgeschehen eine Region verzeichnet, desto mehr sozialversicherungspflichtige Jobs entstehen dort. Startups und junge Unternehmen sind Jobmotoren, als solche sollten sie von Politik und Gesellschaft mehr wahrgenommen und Strukturen, die deren Entstehung befördern gestärkt werden“, sagt Dr. Anke Rasmus, 1. Vorsitzende von StartUp SH e.V. Nachweise für diesen Effekt liefert die aktuelle Studie „Für ein Wirtschaftswunder 2.0 – Wie Startups und Scaleups den deutschen Arbeitsmarkt beflügeln“, die die international tätige Strategieberatung Roland Berger, der Internet Economy Foundation und dem Bundesverband Deutsche Startups e.V. heute veröffentlicht haben.

Die darin genannten Zahlen sprechen für sich. In den letzten zwei Jahren schufen Startups und Scaleups (junge, stark wachsende Unternehmen) in Deutschland pro Jahr durchschnittlich 74.000 neue Jobs. Inklusive der indirekten Beschäftigungseffekte schaffen bzw. sichern die jungen Unternehmen derzeit rund 1,6 Millionen Arbeitsplätze, wobei rund 87 Prozent der berücksichtigten Firmen zwischen 2-50 Mitarbeitende beschäftigen. Die größten, prozentualen Wachstumsraten verzeichnen die Bereiche FinTech, Unternehmenssoftware sowie Transport und Reisen.

Dr. Anke Rasmus

1. Vorsitzende StartUp SH e.V.

Arbeitsplätze und Innovationskraft
„Junge Unternehmen tragen aber nicht nur als Arbeitgeber zu einem starken Wirtschaftsstandort bei. Mit ihren neuen Ideen und Produkten verstärken sie auch den Wettbewerb und treiben so in ganz Schleswig-Holstein die Innovationskraft in etablierten Unternehmen voran“, betont Rasmus. Auf ihrem Weg von der Idee bis zur Wachstumsphase werden die Gründerinnen und Gründer in jeder Phase begleitet. Über das StartUp SH Netzwerk kommen sie schnell und direkt an die jeweiligen Gründungsexpertinnen und -experten, Gründungsprozesse werden dadurch beschleunigt.

Marko Ibsch

Gründer CarbonFreed, Elpersbüttel

Marko Ibsch aus Elpersbüttel an der Westküste hat im Mai 2020 – mitten in der Corona-Krise – sein Unternehmen CarbonFreed gegründet und beschäftigt heute bereits sieben Mitarbeitende. Als Hightech-Dienstleister löst das junge Unternehmen ein Problem vieler Betreiber mittelgroßer Photovoltaikanlagen-Betreiber. Die können erst ans Netz gehen, wenn ihnen Expertengutachten die Konformität ihre Anlagen zu den Netzanschlussbedingungen bestätigen. Doch die Wartezeiten sind lang. „Zum einen erstellen unsere Elektroningenieure, die dank moderner Technik in ganz Deutschland sitzen, die entsprechenden Zertifikate. Zum anderen entwickeln wir gerade einen Prototyp unserer KI gestützten Software, der beim aufwendigen Datensammeln hilft und dafür die zu den Anlagen gehörigen Textdokumente und Schaltpläne automatisiert ausliest“, erklärt Ibsch. „Damit wollen wir den Zertifizierungsprozess auf rund zehn Prozent der heute notwendigen Zeit verkürzen.“ Sein übergeordnetes Ziel: den Kohlenstoffdioxid-Ausstoß schneller verringern. CarbonFreed nutzt den CoWorking Space im CAT Meldorf und hat gemeinsam mit dem Technologiezentrum über as Thema KI informiert.

Das Hochtechnologie-Startup Aeditive aus Norderstedt hat bereits 11 Angestellte. 10 weitere sollen in den kommenden Monaten dazukommen. Mit seiner Fertigungsanlage, bestehend aus zwei Industrierobotern, automatisiert das junge Unternehmen den Herstellungsprozess von Betonfertigteilen vollständig, von der Betonmischung bis zur Nachbearbeitung. Aeditive bietet damit eine Lösung für den zunehmenden Fachkräftemangel der Branche und will durch Bauteiloptimierungen Beton und die damit verbundenen CO2-Emissionen einsparen. Gerade haben verschiedene Kapitalgeber sechs Millionen Euro in das Startup investiert. „Wir wollen unsere Technologie in den Markt bringen. Dabei ist die Nachfrage bereits jetzt größer, als wir sie mit dem aktuellen Team bedienen können. Recruiting für unser Expertenteam wird eine Kernaufgabe für uns sein, um unsere Software-, Hardware- und Materialkomponenten weiter zu entwickeln“, sagt Alexander Türk, CEO & Co-Founder von Aeditive.

2017 wurde die Lübecker Perfood GmbH gegründet. Das Unternehmen entwickelt eine Reihe digitaler Therapien, die auf personalisierter Ernährung basieren. Heute besteht das Team aus mehr als 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den Bereichen Medizin, Datenwissenschaft, Ernährung, Computertechnik, Wirtschaft und Design. Home-Office, flexible Arbeitszeiten und individuelle Teilzeitmodelle sind bei Perfood wie in vielen jungen Unternehmen Normalität statt Ausnahme. Das soll auch beim anvisierten Wachstum so bleiben. „Bis Ende 2022 haben wir rund 170 neue Stellen geplant“, berichtet CEO Dominik Burziwoda, „wir warten nur darauf, dass unsere neue App zur Migräne-Behandlung die Zulassung erhält, doch die bürokratischen Prozesse sind aufwendig und intransparent.“ Eine Vereinfachung und digitale Abläufe würden in diesem Fall allen Marktteilnehmern zugutekommen. Um den Startup-Standort Deutschlang zu stärken, sollten laut Studie grundsätzliche Prozesse, Förderrichtlinien und Finanzierungsinstrumente besser auf die Realitäten von Startups und Scaleups ausgerichtet werden. Insbesondere gilt es, wie auch von StartUp SH gefordert Hochschulen als Gründungszentren auszubauen.

Gründungsgeist in Schleswig-Holstein stärken
In Schleswig-Holstein setzt sich StartUp SH als Verein der Gründungsunterstützer für die stetige Verbesserung des Gründungsökosystems ein. „Die Stärkung des Gründungsgeistes ist derzeit auch Thema in den Ausschüssen Wirtschaft und Bildung des Landes. Als StartUp SH haben wir unsere Position und Vorschläge eingebracht und noch einmal deutlich gemacht, dass das bisher Erreichte durch eine langfristige Finanzierung auch gesichert werden muss“, betont Rasmus.

Dabei bündelt der Verein die Expertise von Hochschulen, hochschulnahen Einrichtungen, Technologiezentren, Industrie- und Handelskammern und Wirtschaftsförderern und hat so die gesamte Bandbreite an Gründungen im Blick, zu denen auch klassische Dienstleistungsunternehmen gehören. Die Flensburger Gründer René Engel und Broder Fischbach haben sich auf qualifizierte Personalvermittlung spezialisiert und akquirieren für ihre kleinen und mittelständischen Kunden gezielt kaufmännische Mitarbeitende. Damit finanzieren die beiden sowohl ihren eigenen Lebensunterhalt als auch den ihres Mitarbeiters. Und nicht alle Jobs entstehen durch wirtschaftlich orientierte Gründungen. Das 2016 in Kiel gegründete interkulturelle Begegnungsprojekt kulturgrenzenlos e.V. fördert einen Austausch auf Augenhöhe zwischen jungen Menschen in Kiel, mit und ohne Fluchthintergrund. Als studentische Initiative gestartet, beschäftigt der Verein heute acht hauptamtliche Mitarbeitende, die sich gemeinsam mit rund 30 ehrenamtlichen Engagierten für den interkulturellen Austausch in unserer Gesellschaft einsetzen.

„In ganz Schleswig-Holstein wird vielfältig gegründet, das wollen wir weiter ausbauen“, so Rasmus, „gut vernetzt über StartUp SH begleiten und unterstützen die Gründungsakteure dabei von der ersten Idee bis zur Wachstumsphase.“

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